Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette
Unser Nachhaltigkeitsansatz umfasst die gesamte Wertschöpfungskette. Wir treiben die Transparenz und Nachhaltigkeit unserer Lieferanten voran und helfen unseren Kunden, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Gemeinsam mit ihnen wollen wir weitere Produkte und Lösungen für Anwendungen entwickeln, die ressourceneffizient und umweltverträglich sind.
Alle Geschäftsprozesse von Evonik basieren auf dem Grundsatz einer verantwortungsvollen Unternehmensführung. Vor diesem Hintergrund verstehen wir Nachhaltigkeit als einen Ansatz, der die gesamte Wertschöpfungskette umfasst. Das bedeutet, dass wir neben unseren eigenen Produktions- und Geschäftsprozessen sowie den vermarkteten Produkten ("Gate to Gate") immer auch die Lieferkette unserer Rohstoffe, Waren und Dienstleistungen ("Upstream") sowie den Produktnutzen für unsere Direktkunden und deren Anwendungen in den Endmärkten ("Downstream") im Blick haben.
Wir sehen eine wachsende Nachfrage unserer Kunden nach Produkten für energieeffiziente und ressourcenschonende Anwendungen. Dieses Interesse bedienen wir mit innovativen Lösungen, in die wir unsere Expertise als eines der weltweit führenden Spezialchemieunternehmen einbringen. Unsere besondere Stärke ist die enge, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Damit stellen wir eine gute strategische Ausgangsposition sicher, um vielversprechende Entwicklungen in unseren Märkten frühzeitig zu erkennen und neue Wachstumsfelder zu erschließen.
Keiner dieser Endmärkte macht mehr als 20 Prozent unseres Umsatzes aus. Durch die Fokussierung auf ein breites Anwendungsspektrum und die globale Aufstellung agiert Evonik in einem Umfeld mit zahlreichen Wettbewerbern, sowohl global als auch regional.
Im Jahr 2024 erwirtschaftete Evonik 83 Prozent seines Umsatzes außerhalb Deutschlands und ist in über 100 Ländern aktiv. Wir produzieren an 104 Standorten in 27 Ländern auf sechs Kontinenten und sind damit nah an unseren Märkten und Kunden.
Nachhaltige Innovationen
Innovationen spielen für unsere konsequente Ausrichtung auf Nachhaltigkeit und profitables Wachstum eine entscheidende Rolle. Zudem unterstützen wir mit nachhaltigen Innovationen unsere Kunden dabei, ihre Ziele im Hinblick auf Klimaschutz, Biodiversität und Zirkularität zu erreichen.
2024 haben wir die Grundlagen für drei neue Innovationswachstumskerne gelegt. Damit wollen wir bis 2032 einen zusätzlichen Umsatz von 1,5 Milliarden € – gemessen an 2023 – erwirtschaften. Diese Kerne benennen drei große Herausforderungen unserer Zeit:
- Advance Precision Biosolutions: Mit Hilfe von Biotechnologie entwickeln wir Biotenside sowie kosmetische und pharmazeutische Lösungen, die die Lebensqualität der Menschen verbessern und gleichzeitig unsere Ökosysteme schützen.
- Accelerate Energy Transition: Um echte Klimaneutralität zu erreichen, müssen wir Emissionen vermeiden, zusätzlich CO2 abscheiden und eine Wasserstoffwirtschaft aufbauen.
- Enable Circular Economy: Wir bündeln unsere Forschungsschwerpunkte für eine moderne Kreislaufwirtschaft, helfen dabei, Stoffkreisläufe zu schließen, und ebnen unseren Kunden den Weg in eine zirkuläre Zukunft.
Mit diesen Innovationswachstumskernen konzentrieren wir uns auf Lösungen für eine biobasierte, energieschonende und kreislauffähige Wirtschaft und Gesellschaft.
Unsere Aktivitäten im Bereich F&E steuert federführend die Funktion RD&I. Zu ihr gehören die F&E-Teams der Wachstumsdivisionen, das Innovationsmanagement, die Creavis als Business Incubator und strategische Forschungseinheit sowie Evonik Venture Capital.
Die strategische Innovationseinheit Creavis dient dem Konzern als Business Incubator fur mittel- bis langfristige Projekte jenseits des Produkt- und Marktfokus unserer operativen Geschäfte.
Ihre Aktivitäten bündelt die Creavis derzeit in drei Inkubationscluster:
- Das Cluster Defossilation unterstützt Industrien, unabhängiger von fossilen Rohstoffen zu werden. Hier werden wachstumsstarke Lösungen erarbeitet, die dazu beitragen, den Weg in eine zirkuläre und klimaneutrale Wirtschaft zu ebnen.
- Schwerpunkt des Clusters Life Science sind neuartige Konzepte für die ressourcenschonende und nachhaltige Produktion von Lebensmitteln für eine weiterhin wachsende Weltbevölkerung. Die Vorbeugung und Heilung von Krankheiten, insbesondere im Hinblick auf das steigende Lebensalter vieler Menschen, ist ein weiterer Fokus.
- Solutions Beyond Chemistry fordert nachverfolgbare, sichere und zirkuläre Wertschöpfungsketten auf Basis von dezidiertem Anwendungs-Know-how und datenbasierten Lösungen. Das erhöht die Transparenz, Wirksamkeit und Nachhaltigkeit von Industriesystemen.
Zukünftig fokussiert sich die Creavis auf Geschäfte, die mindestens einen der drei Innovationswachstumskerne voranbringen.
Unsere Venture-Capital-Aktivitäten ermöglichen einen frühzeitigen Einblick in innovative Technologien und Geschäftsmodelle. Die Zusammenarbeit mit Start-up-Unternehmen und Technologiefonds weltweit gewährleistet Evonik einen beschleunigten Zugang zu attraktiven Zukunftstechnologien und Märkten.
Der Evonik Biotech Hub entwickelt für seine internen und externen Kunden maßgeschneiderte und wettbewerbsfähige Lösungen. Er nutzt dafür sein ausgeprägtes Verständnis für komplexe biologische Systeme, der Stammentwicklung und biotechnologische
Produktionsprozesse bis hin zu großtechnischen Produktionsanlagen und hat alle Geschäftsgebiete von Evonik im Blick.
Wir vertrauen auf die industrielle Biotechnologie bei der Herstellung von Biomolekülen und funktionalen Mikroorganismen, wie beispielsweise:
- Hochlösliches, ultrareines Kollagen nicht tierischen Ursprungs für den Einsatz in den Bereichen Pharmazie, Medizin und Zellkultur- und Gewebezüchtung,
- Biotenside für Haushalts- und Kosmetikanwendungen,
- Omega-3-Fettsäuren wie EPA und DHA aus natürlichen
- Mikroalgen für die Tierernährung,
- Aminosauren für „Niedrig-Protein-Diät“-Formulierungen als globalen Futterstandard,
- Probiotika und andere Futtermitteladditive, um Antibiotika in der Tierhaltung zu reduzieren,
- Mikrobielle Fermente, die als Mikrobiom-freundliche kosmetische Wirkstoffe eingesetzt werden und
- Mikrobielle Oberflächenreiniger, die in Haushalten und Industriebetrieben einen lang anhaltenden Reinigungseffekt vermitteln.
Globales Forschungsnetzwerk
Weltweit umfasst RD&I mehr als 40 Standorte mit rund 2.500 Mitarbeitern in Forschung & Entwicklung.
Product Stewardship ist unsere „license to operate“. Evonik verfolgt ihre Produkte entlang der Wertschöpfungskette von der Rohstoffbeschaffung bis zur Abgabe an unsere industriellen Kunden. Dieser Ansatz ist nicht als vollständiges Life Cycle Assessment zu verstehen. Zu Product Stewardship gehört auch, mögliche Umwelt- und Gesundheitsrisiken durch Produkte von Evonik zu bewerten und bestmöglich zu verringern. Product Stewardship umfasst bei Evonik die Einhaltung aller gesetzlichen Regelungen – beispielsweise der europäischen Chemikalienverordnung REACH, des Global Harmonisierten Systems (GHS) zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien oder auch bestimmter Anwendungsgesetze. Über die gesetzlichen Regelungen hinaus bekennen wir uns seit vielen Jahren zur freiwilligen internationalen Responsible-Care®-Initiative bzw. zur Global Charter des Weltchemieverbands ICCA. Evonik beschreibt die Umsetzung und die Kontrollmechanismen zur Überprüfung der Einhaltung in einem Product-Stewardship-Konzernstandard. Die Eckpunkte unseres Umgangs mit Product Stewardship haben wir in einem Grundsatzpapier zu Product Stewardship festgelegt.
Dabei geht es um die Zukunftssicherung unseres Produktportfolios durch die Substitution von Gefahrstoffen in der Lieferkette. Gleichzeitig arbeiten wir im Rahmen einer nachhaltigeren Gestaltung unseres Portfolios an alternativen Lösungen für Gefahrstoffe in unseren Produkten.
Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsanalyse der Geschäfte untersuchen wir Aspekte von Product Stewardship entlang der Wertschöpfungskette. In verschiedenen Kategorien erfassen und bewerten wir verschiedene Signale. Dabei beziehen sich die Signalkategorien 1 und 2 konkret auf kritische Substanzen und Regulatorik. In Signalkategorie 3 werden Nachhaltigkeitsambitionen der Wertschöpfungskette auch für das Thema Product Stewardship und die Chemikaliensicherheit erfasst, bevor diese Teil der Regulatorik werden. PARCs mit negativer Bewertung – sogenannte „Transitioner“ oder als „Challenged“ klassifizierte Umsatze – machen nur einen geringen Teil unseres Portfolios aus. Den Umsatzanteil mit „Challenged“-Produkten wollen wir dauerhaft unter 5 Prozent halten. Dies geschieht sowohl durch den kontinuierlichen Ersatz von Gefahrstoffen in unseren Produkten als auch durch die Arbeit an alternativen Lösungen
Chemikaliensicherheit ist seit jeher ein wichtiges Thema für Evonik. Uns ist bewusst, dass wir in unseren Prozessen sowohl besorgniserregende Stoffe, sogenannte Substances of Concern (SoC), als auch besonders besorgniserregende Stoffe, sogenannte Substances of Very High Concern (SVHC) einsetzen und/oder diese während unserer Produktion entstehen können. SVHCs sind ein Teil der SoCs. Gemas der Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit zählen zu den SoCs sowohl Stoffe mit beispielsweise chronischer Wirkung auf die Gesundheit des Menschen oder die Umwelt als auch Stoffe, die verhindern, dass durch Recycling sichere, hochwertige Sekundarrohstoffe gewonnen werden können. SoCs umfassen alle Stoffe, die auf der REACH-SVHC-Kandidatenliste stehen sowie Stoffe mit bestimmten Gefahrenklassen des Annex VI der CLP Verordnung und Stoffe, die negative Auswirkungen auf das Recycling und die Wiederverwendung von Materialien gemäß ESPR haben. Evonik kommuniziert die Anwesenheit von SoCs und SVHCs in seinen Produkten entsprechend den Vorgaben der REACH- und der CLP-Verordnung im Rahmen der Lieferkette über Sicherheitsdatenblätter.
Evonik unterzieht sämtliche von ihr in Verkehr gebrachten Stoffe (> 1 Tonne/Jahr) einer Bewertung. Für eine fundierte Risikoabschätzung berücksichtigen wir SoCs dabei auch in kleinen Mengen. Im Bedarfsfall werden bestimmte Verwendungsmuster eingeschränkt oder im Extremfall sogar Anwendungsverbote für einzelne Produkte ausgesprochen. Für die Bewertung unserer Stoffe verwenden wir das von Evonik selbst entwickelte Chemicals-Management-System (CMS). Das System erlaubt uns, unsere Stoffe auf globaler Ebene zu bewerten. Die CMS-Inhalte wurden mit Vorgaben des internationalen Chemieverbands ICCA sowie den REACH-Anforderungen harmonisiert. Evonik ist bestrebt, SVHCs kontinuierlich zu reduzieren oder zu ersetzen, wo immer dies möglich ist. Die damit verbundenen Risiken für Mitarbeiter, Kunden und die Umwelt verringern wir aktiv durch fortschrittliche Technologien und vielfaltige Risikomanagementmaßnahmen, um eine sichere Produktion und Verwendung zu gewährleisten. Als Erweiterung des CMS bezieht sich unser Chemicals-Management-SystemPLUS auf Produkte, die mehr als 0,1 Prozent SVHCs enthalten. Unser Ziel ist, diese, wo immer möglich, zu reduzieren oder zu ersetzen.
Ziel
- Erfassung und Bewertung von Stoffen/Produkten in Bezug auf CMS/CMSPLUS aus Akquisitionen f bis Ende 2026
Mit unserem freiwillig gesetzten Ziel wollen wir Stoffe, die von 2021 bis 2023 aufgrund von Akquisitionen in unser Portfolio aufgenommen wurden, bis Ende 2026 erfassen und bewerten. Auch im Rahmen von CMSPLUS werden Produkte, die von 2021 bis 2023 aufgrund von Akquisitionen in unser Portfolio aufgenommen wurden, bis Ende 2026 erfasst und bewertet.
Evonik begreift Circular Economy als eine grundlegende Transformation des Wirtschaftens. Circular Economy ist ein systemorientierter Ansatz, der industrielle Prozesse und wirtschaftliche Aktivitäten entlang der gesamten Wertschöpfungskette umfasst. Der Ansatz zielt ab auf eine klimaneutrale und ressourceneffiziente Wirtschaft, in der der Wert von Produkten, Materialien und Ressourcen so lange wie möglich erhalten bleibt. Konkret bedeutet dies die Entkopplung von wirtschaftlichem Wachstum und Ressourceneinsatz, indem nach der Nutzungsphase wertvolle Rohstoffe in den Kreislauf zurückgeführt werden. Eine bessere Ressourcennutzung hat fur Evonik einen hohen Stellenwert. Zirkulares Wirtschaften gewinnt für Evonik, angesichts der planetaren Grenzen, an Bedeutung. Zunehmende Rohstoffknappheit kann zu einer unzureichenden Verfügbarkeit von Ressourcen in der Lieferkette fuhren. Mit unseren Aktivitäten wie der Diversifizierung von Rohstoffen sorgen wir für eine erhöhte Versorgungssicherheit für die Produktion und machen diese unabhängiger von endlichen fossilen und anderen nicht zirkularen Ressourcen. Als Spezialchemieunternehmen ist Evonik integraler Bestandteil verschiedener Wertschöpfungsketten und verfugt Uber fundiertes Wissen und Know-how über Prozesse, Technologien, Chancen und Risiken vor- und nachgelagerter Akteure. Dadurch eröffnen sich für Evonik durch Circular Economy neue Geschäftsmöglichkeiten und attraktive Wachstumschancen.
Circular Economy betrachtet den kompletten Lebenszyklus von Produkten. Wir unterstutzen sämtliche Geschäftsaktivitäten, Technologien und Innovationen, die zu einer Beschleunigung von ökologisch und wirtschaftlich sinnvollen Maßnahmen hin zu zirkularen Wertschöpfungsketten beitragen. Im Berichtsjahr haben wir ein Grundsatzpapier „Circular Economy und Ressourcennutzung“ verabschiedet und auf unserer Webseite veröffentlicht.
Als Spezialchemieunternehmen befindet sich Evonik im Wesentlichen in der Mitte verschiedener Wertschöpfungsketten. Die Weiterentwicklung unserer Technologien und Produkte und die Veränderung unserer Rohstoffplattformen ist daher eine Grundvoraussetzung für die Ermöglichung der Circular Economy. Neben unseren eigenen Ambitionen liegen wesentliche Treiber in zunehmenden regulatorischen Anforderungen und den Selbstverpflichtungen unserer Kunden sowie weiterer Unternehmen wie Endprodukthersteller entlang der Wertschöpfungskette, die zunehmend ambitionierte CO2-Reduktionsziele sowie Ziele zum Einsatz von zirkularen Materialien formulieren. Die Zusammenarbeit mit Partnern entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist für Evonik ein wichtiger Schlüssel, um zum Gelingen der Transformation hin zu einer Circular Economy beizutragen.
Eine Herausforderung bleibt die begrenzte Verfügbarkeit zirkulärer Rohstoffe. Dazu zählen nachwachsende bzw. biobasierte, recycelte und CO2-basierte Rohstoffe. Bei Evonik kommen hiervon fast ausschließlich nachwachsende Rohstoffe zum Einsatz. Wir sind bestrebt, den Anteil zirkulärer Rohstoffe zu erhöhen. Biobasierte Rohstoffe verwenden wir beispielsweise in unseren fermentativen Produktionsprozessen. Zucker wie Dextrose und Saccharose werden hier als Substrate für die Herstellung von Aminosauren, Rhamno- und Sophorolipiden eingesetzt. Aber auch natürliche Fette und Öle sowie deren Derivate finden Anwendung sowohl zur Herstellung von Rohstoffen für die Kosmetik-, Wasch- und Reinigungsmittelindustrie als auch zur Herstellung von technischen Hilfsmitteln. In der Rohstoffbeschaffung zahlen nachwachsende Rohstoffe zu den Beschaffungsgütern, die mit einer besonderen Sorgfalt betrachtet werden müssen – insbesondere im Hinblick auf Ökologie und Versorgungssicherheit. Daher unterziehen wir diese einer gesonderten Betrachtung. Zudem sieht Evonik die Circular Economy als eine Möglichkeit, kritische Rohstoffe im Sinne des Critical Raw Materials Act der EU auf zirkulare Bezugsquellen umzustellen.
Mit unserem Global Circular Economy Program stärken wir die Weiterentwicklung unserer Geschäftsaktivitäten in Richtung Circular Economy unter Einbezug sämtlicher Geschäftsgebiete der Evonik. Wir betrachten zirkulare Rohstoffe jeder Art sowie Wertschöpfungsketten in allen Evonik-Märkten.
Unser Abfallmanagement folgt einem klaren Prinzip: Abfalle sind in erster Linie zu vermeiden, andernfalls stofflich zu verwerten oder zur Energiegewinnung zu nutzen und erst als dritte Option sicher zu beseitigen. Die Vermeidung und Minimierung von Abfallen werden durch Verfahrensoptimierungen der betrieblichen Prozesse gefordert. Dazu gehört die betriebsinterne Kreislaufführung von Stoffströmen ebenso wie die Verwendung hoch spezialisierter Katalysatoren zur Minimierung von Nebenreaktionen. Bei den nicht vermeidbaren Abfallen steht die stoffliche oder energetische Verwertung im Vordergrund.
Ziele
- Mindestens 1 Milliarde € zusätzlicher Umsatz mit zirkularen Produkten und Technologien bis 2030
- Reduzierung der spezifischen Produktionsabfallmenge um 10 Prozent bezogen auf die Produktionsmenge im Zeitraum 2021 – 2030
Mit dem Global Circular Economy Program will Evonik – in Zusammenarbeit mit internen und externen Partnern – dazu beitragen, eine zirkulare Wirtschaft zu ermöglichen. Dies spiegelt sich auch in unserem Ziel wider, bis zum Jahr 2030 mindestens 1 Milliarde € zusätzlichen Umsatz mit zirkularen Produkten und Technologien zu generieren. Zirkulare Produkte und Technologien ermöglichen Design fur mehr Zirkularität, Einsatz von zirkularen Rohstoffen, Verlängerung der Nutzungsphase oder Verbesserung von Recyclingprozessen und Rezyklatqualitäten. Haben bisher insbesondere diejenigen Bereiche beigetragen, die mit Kunststoffen und angrenzenden Anwendungen verbunden waren, so kommen auf dem Weg zur Zielerreichung nun auch zunehmend weitere Bereiche der Evonik zum Tragen.
Darüber hinaus wollen wir im Zeitraum 2021 bis 2030 die spezifische Produktionsabfallmenge bezogen auf die Produktionsmenge um 10 Prozent senken. Erreichen wollen wir dies durch ein breites Spektrum an Maßnahmen an unseren Produktionsstandorten, die unter anderem im Rahmen des Projekts EAGER identifiziert wurden.
Unsere freiwilligen, vom Vorstand verabschiedeten Ziele adressieren die höchste Ebene der Hierarchie der Abfallbewirtschaftung: die Abfallvermeidung.
Maßnahmen
Unser Global Circular Economy Program umfasst kurz- bis mittelfristige Maßnahmen mit einem klaren Fokus auf Geschäftsentwicklungen.
Beispielsweise sind dies:
- der Einsatz zirkularer Rohstoffe,
- die Entwicklung von Lösungen für mechanische und chemische Recyclingtechnologien,
- die Identifikation von Geschäftsopportunitäten und Entwicklung zirkularer Geschäftsmodelle sowie
- die intensive Auseinandersetzung mit und die Gestaltung neuer Wertschöpfungsketten.
Evonik unterteilt ihre Aktivitäten in die Themen Rohstoffbeschaffung, Abfall- und Ressourcenmanagement in der eigenen Produktion und Lösungen zur Ermöglichung von Circular Economy.
Mit ihrem Einkaufsvolumen hat Evonik einen nennenswerten Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft. Durch enge Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten wollen wir sowohl Menschenrechtsverletzungen als auch Umweltverstöße in der Lieferkette vermeiden helfen. Wir arbeiten daran, einer mangelnden Transparenz bzw. unzureichenden Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette entgegenzuwirken. Durch die Vermeidung negativer Auswirkungen auf Arbeitende bei direkten Lieferanten und in unseren tieferen Lieferketten tragt unsere Einkaufsorganisation auch dazu bei, operationelle und Reputationsrisiken für Evonik zu mindern, die Versorgungssicherheit für die Herstellung von Evonik-Produkten langfristig zu gewährleisten und Wettbewerbsvorteile für die operativen Geschäfte zu sichern.
Neben wirtschaftlichen Belangen sind in unserer Beschaffungsstrategie auch Kriterien wie Gesundheit, Qualität, Sicherheit, Soziales und Umweltschutz verankert. Zur Umsetzung der Beschaffungsstrategie und insbesondere zur Identifizierung, Minderung und Beendigung sozialer und umweltbezogener Risiken und Auswirkungen in der Lieferkette setzt Evonik umfangreiche Ressourcen ein. Diese umfassen beispielsweise ein Einkaufsteam für „Sustainability, Risk and Compliance“ sowie den Einkauf und die Nutzung spezialisierter Softwarelosungen wie EcoVadis für Risikomanagement und Audits.
Der globale Einkauf wird aus Deutschland geleitet – unterstützt durch die regionalen Einheiten in Asien, Nord- und Südamerika. Von unseren rund 33.000 Lieferanten bezogen wir im Jahr 2024 Rohstoffe, Handelswaren, technische Güter und Dienstleistungen sowie Energien und sonstige Betriebsmittel im Wert von 10,5 Milliarden € (Vorjahr: 11,3 Milliarden €). Davon wurden rund 76 Prozent lokal beschafft (Vorjahr: 75 Prozent).1 Der Anteil von Rohstoffen und Handelswaren am gesamten Einkaufsvolumen betrug 50 Prozent (Vorjahr: 47 Prozent). Davon entfielen auf petrochemische Rohstoffe rund 3,7 Milliarden €, was einem Anteil von 70 Prozent der Rohstoffbasis entspricht.
LIEFERKETTENMANAGEMENT
Mit unserer effizienten Einkaufsorganisation sichern wir langfristig die Versorgung mit notwendigen Rohstoffen und generieren gleichzeitig Wettbewerbsvorteile für unsere operativen Geschäfte.
TFS-INITIATIVE
Die Vereinheitlichung globaler Standards in der Lieferkette schafft Transparenz und erleichtert es Lieferanten wie Kunden, Nachhaltigkeitsleistungen zuverlässig einschätzen und beurteilen zu können. Dazu hat die chemische Industrie 2011 die Initiative TfS gegründet, zu deren sechs Gründungsmitgliedern Evonik zählt.
ROHSTOFFE
Wir beziehen wegen unseres umfangreichen Produktportfolios eine Vielzahl unterschiedlicher Rohstoffe. Für Rohstoffe, deren Verfügbarkeit essenziell für unsere Produktionsprozesse ist, haben wir strategische Beschaffungskonzepte und Managementsysteme implementiert.
MASSENBILANZANSATZ
Bei der Massenbilanz werden fossile und erneuerbare oder zirkuläre Rohstoffe in bestehenden Systemen und Produktionsprozessen gemischt. Der Anteil der nachwachsenden Rohstoffe wird dann mathematisch bestimmten Produkten zugeordnet und von einer neutralen Instanz zertifiziert und die Verwendung von erneuerbaren oder zirkulären Rohstoffen über alle Produktionsstufen hinweg überprüft.
TRANSPORTSICHERHEIT UND LOGISTIK
Der sichere Transport von Gütern ist für uns sehr wichtig. Bei der Auswahl von Logistikdienstleistern für Transporte nutzen wir einen einheitlichen Prozess. Außerdem überprüfen wir regelmäßig ihre Leistung.
In vielen Fällen beruhen unsere Produkte auf dem Einsatz hochentwickelter Prozesse und Technologien, die wir kontinuierlich weiter verbessern. An zahlreichen Standorten verfügt Evonik über eine rückwärtsintegrierte Produktion, bei der wichtige Vorprodukte in angrenzenden Produktionsanlagen selbst hergestellt werden. Der Vorteil für unsere Kunden liegt in der hohen Versorgungssicherheit.
Effiziente Produktionsanlagen und eine gut gefüllte Innovationspipeline sind von entscheidender Bedeutung für das Geschäftsmodell von Evonik. Kontinuierliche Optimierungen in beiden Bereichen sehen wir deshalb als selbstverständlich an. Für unsere Produktion entwickeln und nutzen wir in vielen Fällen eigene Herstellungsverfahren mit führender Technologieposition.
Unsere größten Produktionsstandorte in Antwerpen (Belgien), Marl (Deutschland), Mobile (Alabama, USA), Rheinfelden (Deutschland), Schanghai (China), Singapur und Wesseling (Deutschland) beheimaten integrierte Technologieplattformen, die für mehrere Einheiten produzieren. Das Ergebnis sind wertvolle Skaleneffekte und eine höchstmögliche Verwertung von Stoffströmen, indem anfallende Nebenprodukte aus einer Produktionslinie als Rohstoff für eine andere eingesetzt werden.
Für Evonik sind Schlüsseltechnologien wie Biotechnologie und Nanotechnologie unverzichtbar, um Lösungen für die drängenden Herausforderungen der Zukunft zu finden. Diese Technologien können maßgeblich dazu beitragen, nachwachsende Rohstoffe und Ressourcen effizienter zu nutzen.
Produkte auf Basis dieser Technologien werden sich nur dann dauerhaft durchsetzen, wenn die Gesellschaft sie akzeptiert. Evonik verpflichtet sich zu einem verantwortungsvollen Einsatz von Biotechnologie und Nanotechnologie im Dialog mit der Gesellschaft. Entsprechende Produkte und Verfahren vermarktet beziehungsweise nutzt der Konzern nur, wenn die Sicherheit und Umweltverträglichkeit nach dem jeweils aktuellen Stand der Wissenschaft und Technik gewährleistet sind. Für den Einsatz und die Erforschung neuer Technologien setzt sich der Konzern strenge Grenzen, die sich aus ethischen Wertvorstellungen und insbesondere dem Respekt vor dem Leben und der Würde des Menschen ergeben.
Den verantwortungsvollen Umgang mit Nanotechnologie und Biotechnologie hat Evonik daher in jeweils eigenen Leitfäden beschrieben.
NANOTECHNOLOGIE
Für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit von Evonik spielen Forschung & Entwicklung eine wesentliche Rolle. Die Nanotechnologie betrachten wir wegen ihrer generellen Bedeutung für vielfältige Produktionsprozesse und Produkte sowie aufgrund der breiten Anwendungsmöglichkeit in der Chemie als eine Schlüsseltechnologie mit hoher wirtschaftlicher Relevanz.
BIOTECHNOLOGIE
Verantwortungsvoller Einsatz der Biotechnologie zur Verbesserung des Lebens, Tag für Tag.
Evonik trägt für die Sicherheit und die Qualität seiner Produkte über den gesamten Lebensweg sowie für den Schutz von Menschen und Umwelt eine hohe Verantwortung. Um die Sicherheit unserer Produkte bewerten zu können, benötigen wir toxikologische und ökotoxikologische Daten. Bisher sind für bestimmte Fragestellungen Tierstudien oftmals die einzige Möglichkeit, entsprechende Daten verlässlich gewinnen zu können. In einer Reihe von Ländern schreibt der Gesetzgeber die Durchführung von Tierstudien zur Ermittlung von Daten für chemische Stoffe vor.
Evonik lässt entsprechende Tierstudien ausschließlich von zertifizierten Prüfinstituten gemäß nationalen und internationalen gesetzlichen Vorschriften durchführen. Hierzu werden renommierte Prüfinstitute ausgewählt und auditiert. Zusätzlich verpflichten wir die Testinstitute über unsere Rahmenverträge zur Einhaltung höchster Qualitäts- und Tierschutzstandards.
BEAUFTRAGTER FÜR TIERSCHUTZ
Um der hohen Verantwortung für Tierschutz gerecht zu werden, hat Evonik einen Beauftragten für Tierschutz etabliert. Dieser verfügt über eine naturwissenschaftliche Ausbildung, sichtet u.a. die im Konzern erhobenen relevanten Kennzahlen zu Tierstudien und nutzt ein Forum, um sich mit den Product Stewardship-Funktionen über Fortschritte der Entwicklung und regulatorischer Akzeptanz von Alternativmethoden auszutauschen. Darüber hinaus wird die Auditierung von Prüfinstituten (z.B. Rahmenvertragspartner) koordiniert.
TIERSTUDIEN VERMEIDEN
Ziel ist es, die Zahl von Versuchstieren möglichst zu reduzieren bzw. Tierstudien in Zukunft ganz vermeiden zu können. Um Tierstudien zu vermeiden, greift Evonik auf bereits publizierte Daten zurück und nutzt Alternativmethoden und -ansätze, die unter dem Begriff „New Approach Methodologies“ (NAMs) zusammengefasst werden. Darüber hinaus werden mit anderen Herstellern gemeinsame Untersuchungen des gleichen Stoffs durchgeführt.
Evonik fördert aktiv die Entwicklung von Alternativmethoden zu Tierstudien. Das Unternehmen ist beispielsweise Mitglied in der EPAA (European Partnership for Alternative Approaches to Animal Testing) und unterstützt die SET (Stiftung zur Förderung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zur Einschränkung von Tierversuchen) Stiftung. Darüber hinaus arbeitet Evonik über die Mitgliedschaft in ECETOC (European Centre of Ecotoxicology and Toxicology of Chemicals) und Cefic-LRI (Long Research Initiative) an ökotoxikologischen und toxikologischen Fragestellungen und methodischen Entwicklungen zur Risikobewertung von Chemikalien mit.
Evonik handelt klar nach dem 3R-Konzept*: Reduce – Refine – Replace = Vermindern – Verbessern – Ersetzen.
Evonik hat sich eine eigene Tierschutz-Leitlinie gegeben.
* Quelle: Russell, W.M.S. and Burch, R.L., The Principles of Humane Experimental Technique. Methuen, London, 1959. Reprinted by UFAW, 1992: 8 Hamilton Close, South Mimms, Potters Bar, Herts EN6 3QD England. ISBN 0 900767 78 2