Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette

Unser Nachhaltigkeitsansatz umfasst die gesamte Wertschöpfungskette. Wir treiben die Transparenz und Nachhaltigkeit unserer Lieferanten voran und helfen unseren Kunden, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Gemeinsam mit ihnen wollen wir weitere Produkte und Lösungen für Anwendungen entwickeln, die ressourceneffizient und umweltverträglich sind.

Alle Geschäftsprozesse von Evonik basieren auf dem Grundsatz einer verantwortungsvollen Unternehmensführung. Vor diesem Hintergrund verstehen wir Nachhaltigkeit als einen Ansatz, der die gesamte Wertschöpfungskette umfasst. Das bedeutet, dass wir neben unseren eigenen Produktions- und Geschäftsprozessen sowie den vermarkteten Produkten ("Gate to Gate") immer auch die Lieferkette unserer Rohstoffe, Waren und Dienstleistungen ("Upstream") sowie den Produktnutzen für unsere Direktkunden und deren Anwendungen in den Endmärkten ("Downstream") im Blick haben.

Wir sehen eine wachsende Nachfrage unserer Kunden nach Produkten für energieeffiziente und ressourcenschonende Anwendungen. Dieses Interesse bedienen wir mit innovativen Lösungen, in die wir unsere Expertise als eines der weltweit führenden Spezialchemieunternehmen einbringen. Unsere besondere Stärke ist die enge, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Damit stellen wir eine gute strategische Ausgangsposition sicher, um vielversprechende Entwicklungen in unseren Märkten frühzeitig zu erkennen und neue Wachstumsfelder zu erschließen.

Keiner dieser Endmärkte macht mehr als 20 Prozent unseres Umsatzes aus. Durch die Fokussierung auf ein breites Anwendungsspektrum und die globale Aufstellung agiert Evonik in einem Umfeld mit zahlreichen Wettbewerbern, sowohl global als auch regional.

Im Jahr 2023 erwirtschaftete Evonik 83 Prozent seines Umsatzes außerhalb Deutschlands und ist in über 100 Ländern aktiv. Wir produzieren an 104 Standorten in 27 Ländern auf sechs Kontinenten und sind damit nah an unseren Märkten und Kunden.

Die Verbindung von Innovationskraft und Kundennähe ist für Evonik ein entscheidender Erfolgsfaktor und Motor für profitables Wachstum. In den Wachstumsdivisionen Specialty Additives, Nutrition & Care und Smart Materials identifizieren wir zukunftsträchtige Innovationswachstumsfelder und nutzen diese zur Erreichung unserer ehrgeizigen Ziele.

 

STRATEGIE UND MANAGEMENT

 

Innovationen spielen eine entscheidende Rolle in der konsequenten Ausrichtung von Evonik auf Nachhaltigkeit und profitables Wachstum. Gleichzeitig unterstützen wir damit unsere Kunden, ihre eigenen Ziele hinsichtlich Klimaschutz, Zirkularität oder Biodiversität zu erreichen. Beispiele für unseren Innovationsbeitrag zu einer nachhaltigen Transformation sind etwa unsere Membrantechnologien oder unsere Lipid-Nanopartikel für moderne mRNA-Impfstoffe.

 

Nachhaltigkeit ist elementarer Bestandteil unseres Innovationsportfolios. Unser Ziel ist es, sowohl den Hand- als auch den Fußabdruck von Evonik kontinuierlich zu verbessern. Bewusst sind daher der Research, Development & Innovation (RD&I) Council und der Sustainability Council teilweise mit den gleichen Personen besetzt. Die Allokation von Ressourcen in Forschung & Entwicklung (F&E) steuern wir nach strategischen Gesichtspunkten, die eine eingehende Nachhaltigkeitsbewertung einschließen. Wir nutzen dafür die gleiche Methodik, die wir bereits für die Nachhaltigkeitsbewertung unserer Geschäfte etabliert haben. Mit Idea-to-Profit (I2P) steuern wir unsere F&E-Projekte in mehreren Stufen von der Idee über die systematische Entwicklung bis zur profitablen Vermarktung. Dabei berücksichtigen wir seit 2022 auch die Sustainability Focus Areas.

 

Mit unserer Innovationskraft erschließen wir uns neue, zukunftsfähige Geschäfte in sechs Innovationswachstumsfeldern:

 

  • Sustainable Nutrition

 

Etablierung weiterer Produkte und Services für eine nachhaltige Ernährung in der Tierhaltung und für den Menschen

 

  • Healthcare Solutions

 

Entwicklung neuer Materialien für Implantate und als Bestandteile von Zellkulturmedien sowie maßgeschneiderte, innovative Medikamentenformulierungen

 

  • Advanced Food Ingredients

 

Aufbau eines Portfolios von gesundheitsfördernden Substanzen und Nahrungsergänzungsmitteln als Beitrag zur gesunden Ernährung

 

  • Membranes

 

Ausweitung der SEPURAN® Technologie zur effizienten Gasseparation für weitere Anwendungen

 

  • Cosmetic Solutions

 

Entwicklung weiterer naturbasierter Produkte für kosmetische Anwendungen sowie sensorisch optimierter Formulierungen für Hautpflegeprodukte

 

  • Additive Manufacturing

 

Auf- und Ausbau von Produkten und Technologien in dem Bereich additive Fertigung

 

INNOVATION

Unser Ziel ist, mit diesen Innovationswachstumsfeldern bis 2025 mehr als 1 Milliarde € zusätzlichen Umsatz zu erwirtschaften; dabei sind wir auf einem guten Weg.

 

Creavis dient dem Konzern als Innovationsvorreiter für ressourcenschonende Lösungen mit Blick über 2025 hinaus. In dieser Rolle entwickelt sie transformative Innovationen jenseits des Produkt- und Marktfokus unserer operativen Geschäfte. Ihre Aktivitäten bündelt die Creavis in drei Inkubationscluster:

 

  • Das Cluster Defossilation unterstützt Industrien, unabhängiger von fossilen Rohstoffen zu werden. Hier werden wachstumsstarke Lösungen erarbeitet, die dazu beitragen, den Weg in eine zirkuläre und klimaneutrale Wirtschaft zu ebnen.

 

  • Schwerpunkt des Clusters Life Sciences sind neuartige Konzepte für die ressourcenschonende und nachhaltige Produktion von Lebensmitteln für eine weiterhin wachsende Weltbevölkerung. Die Vorbeugung und Heilung von Krankheiten, insbesondere im Hinblick auf das steigende Lebensalter vieler Menschen, ist ein weiterer Fokus.

 

  • Das Cluster Solutions Beyond Chemistry fördert nachverfolgbare, sichere und zirkuläre Wertschöpfungsketten auf Basis von „Domain Knowledge” und datenbasierten Lösungen. Das erhöht die Transparenz, Wirksamkeit und Nachhaltigkeit von Industriesystemen.

Product Stewardship zählt zu den unabdingbaren Grundlagen unserer Geschäftstätigkeit. Sie ist unsere „license to operate“. Dazu gehört, mögliche Umwelt- und Gesundheitsrisiken durch Produkte von Evonik zu bewerten und bestmöglich zu verringern. 

 

Product Stewardship bei Evonik umfasst die Einhaltung aller gesetzlichen Regelungen – beispielsweise der europäischen Chemikalienverordnung REACH oder des Global Harmonisierten Systems (GHS) zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien. Über die gesetzlichen Regelungen hinaus bekennen wir uns seit vielen Jahren zur freiwilligen internationalen Responsible-Care®-Initiative bzw. zur Global Charter des Weltchemieverbands ICCA. Evonik definiert beides in einem Product Stewardship-Konzernstandard. In diesem sind Umsetzung und Kontrollmechanismen zur Überprüfung der Einhaltung eingeschlossen. Zudem haben wir die Eckpunkte unserer Product Stewardship in einer Product Policy festgelegt. Darüber hinaus hat Evonik im Berichtsjahr 2023 angefangen, ein Grundsatzpapier zu Product Stewardship zu erarbeiten. 

 

Wir betrachten unsere Produkte entlang der Wertschöpfungskette von der Rohstoffbeschaffung bis zur Abgabe an unsere industriellen Kunden. Dieser Ansatz umfasst das Themenfeld Product Stewardship und ist nicht als vollständiges Life-Cycle-Assessment zu verstehen. Angesichts des globalen Handels mit chemischen Produkten und Chemikalien ist es wichtig, die breite Kommunikation zu deren sicherer Handhabung und Verwendung zu fördern. Dieser Verantwortung stellen wir uns mit einem weltweiten, umfassenden Informationsangebot. Dazu gehören Informationsportale, Sicherheitsdatenblätter – auch für nicht gefährliche Produkte – in über 35 Sprachen, technische Merkblätter und umfangreiche Informationen auf unserer Webseite. Darüber hinaus haben wir einen E-Mail-Briefkasten für Anfragen eingerichtet. 

 

Unsere Fachabteilungen stehen unseren Kunden auf allen Stufen des Produktlebenszyklus beratend zur Seite. Das reicht von der Rohstoffauswahl über den Umgang mit möglichen toxikologischen, ökotoxikologischen und physikalisch-chemischen Gefahren bis zu daraus resultierenden Risiken unter Berücksichtigung der Exposition. Weiterhin beraten wir über regulatorische Anforderungen bei den geplanten Verwendungen bis hin zu Transport und Entsorgung. Im Bedarfsfall schulen wir unsere Kunden im Umgang mit unseren Produkten. Im Rahmen der Erfassung wurden 2023 keine Verstöße bei der Kennzeichnung von Produkten festgestellt.

 

 

UMSETZUNG DER REACH-VERORDNUNG UND DOSSIERQUALITÄT



REACH schreibt die Registrierung aller Stoffe vor, die in einer Menge von mehr als 1 Tonne pro Jahr in der EU hergestellt, in diese importiert oder dort auf den Markt gebracht werden. Evonik unterstützt die Ziele zum Schutz von Gesundheit und Umwelt beim Umgang mit Chemikalien. Um die komplexen Anforderungen von REACH umzusetzen, sind wir im engen Dialog mit unseren Lieferanten, Kunden, Fachverbänden und Behörden. 

 

Neben den weiterhin erforderlichen Stoffregistrierungen stehen insbesondere Dossier- und Stoffbewertungen sowie Beschränkung und Zulassung im Vordergrund. Evonik ist derzeit nicht von eigenen Zulassungen betroffen. Um frühzeitig festzustellen, ob unsere Stoffe möglicherweise im Fokus sind, gleichen wir behördlich veröffentlichte Stofflisten mit unserem Portfolio ab, um geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Hierzu tauschen wir uns eng mit unseren Kunden aus. Überprüfungen erstrecken sich auch auf die von uns eingekauften Rohstoffe. Für besonders besorgniserregende Stoffe, wie solche, die auf der Kandidatenliste der REACH-Verordnung stehen, besprechen wir im Bedarfsfall das weitere Vorgehen mit den Lieferanten oder suchen nach Alternativen. Für alle Anfragen unserer Kunden und Lieferanten, die REACH betreffen, haben wir zur zeitnahen und umfassenden Beantwortung einen E-Mail-Briefkasten eingerichtet. 

 

Ein weiterer Schwerpunkt unserer REACH-Aktivitäten liegt auf den Dossier-Aktualisierungen bereits registrierter Stoffe in enger Anlehnung an den Cefic-Aktionsplan, den Evonik im Rahmen einer Selbstverpflichtung unterschrieben hat. Die Durchsicht der Evonik-Dossiers mit dem Ziel der weiteren Qualitätsverbesserung wird schrittweise bis Ende 2026 erfolgen. Über den Fortschritt informieren wir jährlich in diesem Bericht und gegenüber Cefic. Seit Beginn des Aktionsplans Mitte 2019 haben wir mehr als 420 Dossiers überarbeitet. 

 

GLOBALE PRODUKTSTRATEGIE (GPS)

 

Der International Council of Chemical Associations (ICCA) hat die Kampagne Global Product Strategy (GPS) ins Leben gerufen, um einen Beitrag zum weltweit sicheren und angemessenen Umgang mit Chemikalien zu leisten. Evonik unterstützt diese Initiative ausdrücklich.

 

 

DAS GLOBAL HARMONISIERTE SYSTEM (GPS) 



Das GHS ist ein von den Vereinten Nationen ins Leben gerufenes, weltweites System zur Einstufung von Chemikalien sowie zu deren einheitlicher Kennzeichnung auf Verpackungen und in Sicherheitsdatenblättern. Weltweit ist der GHS-Umsetzungsstand nach wie vor unterschiedlich. Wir haben deshalb bei Evonik eine Datenbank, in der Informationen über Fortschritte, Änderungen und Anforderungen in den Ländern gesammelt und intern kommuniziert werden. Evonik berücksichtigt die GHS/CLP-Vorgaben weltweit. 

 

 

UNSERE CHEMICALS-MANAGEMENT-SYSTEME

 

Wir unterziehen sämtliche von uns in Verkehr gebrachten Stoffe (>1 Tonne/Jahr) einer Bewertung. Besonders gefährliche Stoffe berücksichtigen wir auch in kleineren Mengen. Das ermöglicht eine fundierte Risikoabschätzung. Im Bedarfsfall werden bestimmte Verwendungsmuster eingeschränkt oder im Extremfall sogar Anwendungsverbote für einzelne Produkte ausgesprochen. 

 

Für die Bewertung unserer Stoffe verwenden wir das von Evonik selbst entwickelte Chemicals-Management-System (CMS). Das System erlaubt uns, unsere Stoffe auf globaler Ebene zu bewerten. Die CMS-Inhalte wurden mit Vorgaben des internationalen Chemieverbands ICCA sowie den REACH-Anforderungen harmonisiert. Im Rahmen von CMS haben wir alle Stoffe, die im Zeitraum 2017 bis einschließlich 2020 aufgrund von Akquisitionen in unser Portfolio gekommen sind, bereits erfasst und bewertet. Stoffe, die von 2021 bis 2023 aufgrund von Akquisitionen in unser Portfolio aufgenommen wurden, wollen wir bis Ende 2026 erfassen und bewerten. 

 

Als Erweiterung des CMS bezieht sich unser Chemicals-Management-SystemPLUS auf Produkte, die mehr als 0,1 Prozent besonders besorgniserregende Stoffe enthalten. Unser Ziel ist, diese, wo immer möglich, zu reduzieren oder zu ersetzen. Voraussetzung dafür ist eine vertiefte Betrachtung, um geeignete Maßnahmen für eine weitere Reduktion möglicher negativer Auswirkungen auf Menschen und Umwelt abzuleiten. Im Rahmen von CMSPLUS haben wir alle Produkte, die im Zeitraum 2017 bis einschließlich 2020 aufgrund von Akquisitionen in unser Portfolio gekommen sind, bereits erfasst und bewertet. Produkte, die von 2021 bis 2023 aufgrund von Akquisitionen in unser Portfolio aufgenommen wurden, wollen wir bis Ende 2026 erfassen und bewerten.

 

 

GREEN DEAL



Mit dem Green Deal hat die Europäische Kommission einen Fahrplan vorgelegt, wie die EU bis 2050 klimaneutral werden soll. Ein Element im Rahmen des Null-Schadstoff-Ziels ist die EU-Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit (CSS), die weitreichende Auswirkungen auf die chemische Industrie sowie deren Wertschöpfungskette haben wird. Evonik unterstützt die Ziele des Green Deal und setzt sich aktiv auf Verbands- und Kommissionsebene dafür ein, dass die geplanten Änderungen mit Augenmaß erfolgen, Planbarkeit gewährleistet ist und REACH das zentrale Regulierungsinstrument für Chemikalien bleibt. Darüber hinaus beteiligen wir uns an Konsultationen. 

 

Evonik sieht folgende im Rahmen der REACH-Revision vorgesehene Verschärfungen als besonders kritisch an: den Generischen Risikoansatz, die Polymerregistrierung, die umfassenden Datenforderungen zur Ermittlung von Stoffen mit endokrin disruptiven Eigenschaften sowie Persistenz oder auch den Bewertungsfaktor für Gemische „Mixture Allocation Factor“ (MAF).

Green Deal DE.

Beim Generischen Risikoansatz soll die zur wissenschaftlich fundierten Bewertung erforderliche Exposition außer Acht gelassen werden. Es ist geplant, Beschränkungen bzw. Verbote allein auf Basis bestimmter Gefahreneigenschaften zu erlassen, die kontinuierlich erweitert werden. Dieser Ansatz soll nicht nur im Endkonsumentenbereich verstärkt angewendet, sondern auch auf den gewerblichen Bereich ausgedehnt werden. 

 

Die EU-Kommission hat den Auftrag, die Vorgaben für eine Polymerregistrierung unter REACH zu prüfen und umzusetzen. Der aktuell diskutierte regulatorische Ablauf dürfte zukünftig mehrstufig sein. Demnach wäre zunächst eine Notifizierungsphase zur Erfassung aller auf dem EU-Markt befindlichen Polymere geplant. In einem zweiten Schritt würde eine Gruppierung der Polymere erfolgen einschließlich nachgelagerter Datengenerierung. Hiernach würde sich die Registrierung der tatsächlich registrierpflichtigen Polymere anschließen. Schätzungsweise würden bis zu 70 Prozent der auf dem EU-Markt befindlichen Polymere unter eine Registrierungspflicht mit entsprechenden Datenanforderungen fallen. Aus Industriesicht müssen Kosten und Aufwand im vertretbaren Rahmen bleiben. 

 

Im Rahmen der Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit sind erweiterte Datenanforderungen zu endokrinen Disruptoren sowie Beschränkungen und gegebenenfalls Verbote für Verbraucheranwendungen vorgesehen. Endokrine Disruptoren können sowohl natürliche als auch chemische Stoffe sein, die die Regulierung des Hormonsystems stören oder ändern, sodass es zu nachhaltig schädigenden Wirkungen kommen kann. Beim Bewertungsfaktor für Gemische geht es um die Einführung eines zusätzlichen Sicherheitsfaktors zur Bewertung von mögli-chen Additiv- und Synergieeffekten. Die Europäische Kommission fordert einen generischen Faktor für alle Anwendungen. Evonik setzt sich zusammen mit der chemischen Industrie dafür ein, dass ein gezielter („targeted“) MAF-Anwendung findet. Derzeit wird die Anwendung eines MAFs von fünf für Stoffe >1000 Tonnen pro Jahr diskutiert. Dies könnte bedeuten, dass Verwendungen, die bislang als sicher bewertet wurden, neu überprüft und angepasst werden müssen. Auch die geplanten Änderungen der CLPVerordnung enthalten kritische Punkte. So wurden beispielsweise endokrine Disruptoren wie PBT/vPvB  und PMT/vPvM  als neue Gefahrenklassen eingeführt. Bei PBTs handelt es sich um Stoffe mit persistenten, bioakkumulierbaren und toxischen Eigenschaften. PMT-Stoffe haben persistente, mobile und toxische Eigenschaften. Die Einführung erfolgte im Geltungsbereich der EU (CLP) ohne vorherige Abstimmung auf UN-Ebene (GHS). Die EU-Chemikalienstrategie verfolgt das Ziel, Stoffe, die diese Kriterien erfüllen, als Stoffe mit besonders besorgniserregenden Eigenschaften (Substances of Very High Concern, SVHC) zu definieren und als solche unter der CLP-Verordnung zu regeln. Für Evonik und die chemische Industrie ist es notwendig, dass die in Erarbeitung befindlichen Leitlinien umfassende Hilfestellung bei der Einstufung und Kennzeichnung geben.  

 

Die vorgeschlagene Verordnung Ecodesign for Sustainable Products Regulation (ESPR) legt Leistungs- und Informationsanforderungen für fast alle Produktkategorien fest. Dazu gehören unter anderem Haltbarkeit, Recycling und Ressourceneffizienz. Aus Sicht von Evonik gehen die geplanten Informationsanforderungen für den Digitalen Produktpass über das notwendige Maß hinaus, da Produktinformationen offengelegt werden müssen, die den Know-how-Schutz betreffen. Außerdem besteht die Gefahr, dass bestimmte Substances of Concern (SoC) parallel zur REACH-Verordnung reguliert werden. Grundsätzlich begrüßt Evonik diesen Ansatz, da es ein wichtiger Bestandteil für sichere Produkte in einer Circular Economy ist. 

 

Darüber hinaus arbeitet die EU-Kommission an einer Verschärfung der Industrie-Emissions-Richtlinie (IED). Diese fordert die Einführung eines Umweltmanagementsystems, das ein sogenanntes Chemikalienmanagementsystem einschließlich einer Risikobewertung für Umwelt und Gesundheit sowie eine Substitutionsanalyse umfasst. Das Umweltmanagementsystem soll zu einer Betreiberpflicht werden und ist nicht deckungsgleich mit bestehenden Umweltmanagementsystemen wie ISO 14001 oder ISO 50001. Des Weiteren wird es zu Grenzwertverschärfungen kommen und Leistungswerte wie Energie- und Ressourceneffizienz werden verbindlich einzuhalten sein. 

 

Safe and Sustainable by Design (SSbD) ist ein neues Konzept, bei dem bereits in der Innovationsphase die Sicherheit und Nachhaltigkeit von Produkten bewertet werden sollen. SSbD befindet sich in der Testphase bis Ende 2024 und wird sowohl auf Verbandsebene als auch bei Evonik im engen interdisziplinären Austausch zwischen Product Stewardship, Innovation und Nachhaltigkeit beobachtet und begleitet. Es ist zunächst als Leitlinie und nicht als Gesetz geplant und wird voraussichtlich Auswirkungen auf unser Produktportfolio haben. 

 

Im Rahmen der Umsetzung der EU-Taxonomie sieht Evonik weiterhin Diskussionsbedarf bei den Kriterien für Do No Significant Harm (DNSH) bezüglich des Umweltziels „Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung“. Hier haben die regulatorischen Nachbesserungen im Berichtsjahr nur einen Teil der uneindeutigen Formulierungen konkretisiert. Im Jahr 2023 wurde darüber hinaus der erste delegierte Rechtsakt der EU-Taxonomie verabschiedet, der für ausgewählte Wirtschaftsaktivitäten die Kriterien für einen wesentlichen Beitrag zum Umweltziel „Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung“ auflistet. Die Wirtschaftsaktivitäten für dieses Umweltziel umfassen nur einen geringen Teil unseres Portfolios (1 Prozent unseres Umsatzes im Jahr 2023). Die Anwendung unserer Produkte für die Vermeidung und Verminderung von Umweltverschmutzung - beispielsweise in der Emissionsreduktion, der Altlastensanierung oder als Alternative für gefährliche Stoffe - bleibt weitgehend unberücksichtigt. 

 

Die EU-Kommission plant, die Richtlinie für Verpackungen und Verpackungsabfälle durch eine Verordnung zu ersetzen. Evonik sieht die Gefahr, dass auch hier bestimmte Stoffe zusätzlich zur REACH-Verordnung reguliert werden. Wir verfolgen die weitere Entwicklung sowohl intern als auch auf Verbandsebene. 

 

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU verfolgt das Ziel, die Nachhaltigkeitsberichterstattung auf eine Stufe mit der Finanzberichterstattung zu stellen. Hierzu gehören einheitliche EU-Standards für Nachhaltigkeitsinformationen, die sogenannten European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Evonik muss zukünftig entsprechende Nachhaltigkeitsberichte auf Grundlage der CSRD erstellen und damit Informationen zu den ESRS offenlegen. Die Anforderungen in Bezug auf Product Stewardship sind im ESRS E2-Standard „Pollution“ enthalten. 

 

Auch im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsanalyse der Geschäfte  werden Aspekte von Product Stewardship entlang der Wertschöpfungskette untersucht. Im Berichtsjahr haben wir in verschiedenen Kategorien unserer Nachhaltigkeitsanalyse der Geschäfte Signale zu Product Stewardship erfasst und bewertet. Dabei beziehen sich die Signalkategorien 1 und 2 konkret auf kritische Substanzen und Regulatorik. In Signalkategorie 3 werden Nachhaltigkeitsambitionen der Wertschöpfungskette auch für das Thema Product Stewardship und die Chemikaliensicherheit erfasst, bevor diese Teil der Regulatorik werden. PARCs mit negativer Bewertung – sogenannte „Transitioner“ oder als „Challenged“ klassifizierte Umsätze – machen nur einen geringen Teil unseres Portfolios aus. Den Umsatzanteil mit „Challenged“-Produkten wollen wir dauerhaft unter fünf Prozent halten (Kapitel „Strategie und Wachstum“ S.22). Dies geschieht sowohl durch den kontinuierlichen Ersatz gefährlicher Produkte als auch durch die Arbeit an alternativen Lösungen.

PARC Marktsignale DE

REACH-ÄHNLICHE REGULIERUNGEN IN DEN REGIONEN



Verschiedene Länder und Regionen haben entweder bereits Chemikalienregulierungen eingeführt, die weitgehend den EU-REACH-Anforderungen entsprechen, oder sind gerade dabei, dies zu tun. Das gilt beispielsweise für Südkorea, die Türkei, Taiwan und die Eurasische Union. Andere Länder – wie die USA – haben ihren Standard ebenfalls deutlich angehoben. Evonik verfolgt aktiv die weltweite Entwicklung von Regularien und stellt deren Umsetzung in den jeweiligen Regionen sicher. In Südkorea laufen die Abstimmungen innerhalb der Stoffinformationsaustauschforen (CICO) und Konsortien für das nächste Mengenband. In der Türkei werden kontinuierlich Stoffe registriert. Darüber hinaus verfolgt Evonik die Entwicklung weiterer sich abzeichnender Regulierungen, um sich darauf entsprechend vorzubereiten. Dazu gehört beispielsweise das Inkrafttreten der neuen Chemikalienverordnung in der Eurasischen Union. Diese wird voraussichtlich zweigeteilt ablaufen: Nach gegenwärtigem Stand soll die Verordnung in Russland am 1. September 2024 in Kraft treten, in den übrigen Ländern der Eurasischen Union zwei Jahre später. Für Indien ist eine REACH-ähnliche Chemikalienregulierung in Planung. Um die weitere Entwicklung begleiten zu können, hat sich Evonik dafür eingesetzt, dass der indische Chemieverband Indian Chemical Council (ICC) eine neue Arbeitsgruppe „Product Stewardship Advocacy Committee“ etabliert hat. Evonik hat die Leitung dieser Arbeitsgruppe übernommen. 

Eine bessere Ressourcennutzung und zirkuläres Wirtschaften erhalten für Evonik angesichts zunehmender Rohstoffknappheit und angespannter Lieferketten einen immer höheren Stellenwert.

 

Circular Economy ist ein systemorientierter Ansatz, der industrielle Prozesse und wirtschaftliche Aktivitäten entlang der gesamten Wertschöpfungskette umfasst. Der Ansatz zielt ab auf eine klimaneutrale und ressourceneffiziente Wirtschaft, in der der Wert von Produkten, Materialien und Ressourcen so lange wie möglich erhalten bleibt. Konkret bedeutet dies die Entkopplung von wirtschaftlichem Wachstum und Ressourceneinsatz, indem nach der Nutzungsphase wertvolle Rohstoffe in den Kreislauf zurückgeführt werden. Eine bessere Ressourcennutzung und zirkuläres Wirtschaften werden für Evonik angesichts der planetaren Grenzen und der Diversifizierung der Rohstoffe immer wichtiger. Als Spezialchemieunternehmen ist Evonik integraler Bestandteil verschiedener Wertschöpfungsketten und verfügt über fundiertes Wissen und Know-how über Prozesse, Technologien, Chancen und Risiken vor- und nachgelagerter Akteure. Mit unseren Aktivitäten wirken wir einer unzureichenden Verfügbarkeit von Ressourcen in der Lieferkette und in unserer Produktion entgegen und machen diese unabhängiger von endlichen fossilen und anderen nicht-zirkulären Ressourcen. Zudem eröffnen sich für Evonik durch Circular Economy neue Geschäftsmöglichkeiten und attraktive Wachstumschancen. 

 

Circular Economy betrachtet den kompletten Lebenszyklus von Produkten. Schwerpunkte sind dabei die Herstellungsphase, die Nutzungsphase und die Recyclingfähigkeit von Produkten. In der Herstellungsphase kommen rezyklierte, biobasierte oder CO2-basierte Quellen als Ersatz für fossile Rohstoffe zum Einsatz. Produkte in der Nutzungsphase zeichnen sich durch Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Wiederverwendung aus. Zur Schließung der Wertstoffkreisläufe müssen Produkte nach deren Lebenszyklusende rezyklierbar oder bioabbaubar sein. Somit wird weniger Material einer Deponierung und Verbrennung zugeführt. Evonik begreift Circular Economy als eine grundlegende Transformation des Wirtschaftens. Wir unterstützen sämtliche Geschäftsaktivitäten, Technologien und Innovationen, die zu einer Beschleunigung von ökologisch und wirtschaftlich sinnvollen Maßnahmen hin zu zirkulären Wertschöpfungsketten beitragen. Circular Economy ist eines der wesentlichen Top-3-Themen von Evonik. Im Jahr 2023 haben wir unsere Aktivitäten hierzu weiter vorangetrieben. So haben wir 2024 ein Grundsatzpapier zu Circular Economy auf der Evonik-Webseite veröffentlicht. Damit bekräftigen wir den Stellenwert und die Bedeutung von Zirkularität für die Geschäftstätigkeit von Evonik. 

Zirkularität Grafik DE
Circular Economy betrachtet den kompletten Lebenszyklus.

GLOBAL CIRCULAR ECONOMY PROGRAM

 

Im Jahr 2023 haben wir das vormals Global Circular Plastics Program zum Global Circular Economy Program ausgebaut. Damit stärken wir die Weiterentwicklung unserer Geschäftsaktivitäten in Richtung Circular Economy unter Einbezug sämtlicher Geschäftsgebiete der Evonik. So werden nun, über den vormaligen Fokus auf Kunststoffkreisläufe hinaus, auch zirkuläre Rohstoffe jeder Art sowie Wertschöpfungsketten in allen Evonik-Märkten betrachtet. Vor diesem Hintergrund haben wir unsere bisherigen Ziele in ein neues Ziel überführt. 

 

Ziel: 

 

• Mindestens 1 Milliarde € zusätzlicher Umsatz mit zirkulären Produkten und Technologien bis 2030 

 

Das Global Circular Economy Program umfasst kurz- bis mittelfristige Aktivitäten mit einem klaren Fokus auf Geschäftsentwicklungen. Beispiele für unsere Aktivitäten sind: 

 

• der Einsatz zirkulärer Rohstoffe, 

 

• die Entwicklung von Lösungen für mechanische und chemische Recyclingtechnologien, 

 

• die Identifikation von Geschäftsopportunitäten und Entwicklung zirkulärer Geschäftsmodelle sowie 

 

• die intensive Auseinandersetzung mit und die Gestaltung von neuen Wertschöpfungsketten. 

 

Als Spezialchemieunternehmen befindet sich Evonik in der Mitte verschiedener Wertschöpfungsketten. Die Weiterentwicklung unserer Technologien und Produkte und die Veränderung unserer Rohstoffplattformen ist daher eine Grundvoraussetzung für die Ermöglichung der Circular Economy. Neben unseren eigenen Ambitionen liegen wesentliche Treiber in den Selbstverpflichtungen unserer Kunden sowie weiterer Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette, die zunehmend ambitionierte CO2-Reduktionsziele sowie Ziele zum Einsatz von zirkulären Materialien formulieren.  

 

Die Zusammenarbeit mit Partnern entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist für Evonik ein wichtiger Schlüssel, um zum Gelingen der Transformation hin zu einer Circular Economy beizutragen. Evonik unterscheidet ihre Circular Economy-Aktivitäten in vorgelagerte (Upstream), eigene (Gate-to-gate) und nachgelagerte Aktivitäten (Downstream). 

 

 

Upstream 

 

Die Beschaffung zirkulärer Rohstoffe umfasst biobasierte, recycelte (biobasiert und nicht-biobasiert) und CO2-basierte Materialien. Ziel von Evonik ist, den Einsatz zirkulärer Rohstoffe zu erhöhen, um den Verbrauch endlicher Ressourcen zu reduzieren, den eigenen Fußabdruck zu verringern und insbesondere die Scope-3-Emissionen entlang der Wertschöpfungskette zu reduzieren. Dazu untersuchen wir technische, ökonomische, ökologische sowie soziale Aspekte und entwickeln neue Geschäftsmodelle. So hat Evonik im Berichtsjahr beispielsweise das ECOHANCE® Produktprogramm eingeführt. Im Rahmen dieses Programms werden Hauptpflegeprodukte basierend auf post-industriellen pflanzlichen Restströmen hergestellt. So ist beispielsweise die Rohstoffquelle für das Produkt ECOHANCE® Care PSC3 ein fettsäure-angereichertes Olivenöl, das nicht für die Lebensmittelproduktion verwendet werden kann. Dieses Verfahren steht daher nicht im Wettbewerb mit dem Anbau von Lebensmitteln und trägt zur Schonung primärer pflanzlicher Ressourcen bei. Zudem wird, auch unter Einbezug kleinerer Lieferanten, der Ausbau transparenter Lieferketten unterstützt. 

 

Für den Aufbau eines Kreislaufs zum nachhaltigen Polyurethan-Recycling ist Evonik im Berichtsjahr eine Partnerschaft mit REMONDIS, ein weltweit führendes Recyclingunternehmen, eingegangen. Im Rahmen dieser Kooperation liefert uns REMONDIS gebrauchte Matratzenschäume als zirkulären Rohstoff. Eine Herausforderung bleibt die begrenzte Verfügbarkeit zirkulärer Rohstoffe aufgrund regional schwankender Angebote, im Aufbau befindlicher Infrastrukturen und rechtlicher Rahmenbedingungen. 

 

 

Gate to Gate 

 

haben in der Produktion von Evonik seit jeher eine hohe Bedeutung. Mit vielfältigen Maßnahmen treiben wir unsere Aktivitäten hin zu einer Circular Economy voran. Dazu gehören:  

 

• die Messung und Berichterstattung über das Abfallaufkommen in unseren Betrieben im Einklang mit unserem Ziel, die Produktionsabfälle zu reduzieren 

 

• die Steigerung der Ressourceneffizienz durch kontinuierliche Optimierung der Produktionsprozesse zur Vermeidung und Minimierung von Verschwendung 

 

• die Nutzung der Vorteile integrierter Produktionsstätten und -systeme für ein systematisches Abfallmanagement im Einklang mit der Abfallhierarchie 

 

• sowie die Reduzierung, Wiederverwendung und das Recycling der für unsere Produkte verwendeten Verpackungen 

 

Abfälle aus der eigenen Produktion werden gemäß der in der EU geltenden gesetzlichen Abfallhierarchie in erster Linie durch stetige Verfahrensoptimierungen der betrieblichen Prozesse sowie der Nutzung der Vorteile von integrierten Produktionsstandorten und Verbundsystemen vermieden. Darüber hinaus sind Abfälle stofflich zu verwerten oder zur Energiegewinnung zu nutzen. Erst als dritte Option werden diese sicher beseitigt. Evonik hat das Ziel, im Zeitraum 2021 bis 2030 die spezifische Produktionsabfallmenge bezogen auf die Produktionsmenge um 10 Prozent zu senken.  

 

Unser Ziel ist, Stoffkreisläufe weiter zu schließen und Verpackungen nachhaltiger zu konzipieren. Damit wollen wir zukünftig auch einen Beitrag zur Senkung unseres CO2-Fussabdrucks leisten. Evonik setzt bereits Verpackungen und Großpackmittel aus Kunststoff mit Recyclinganteilen an verschiedenen Evonik-Standorten ein. Das Angebot nachhaltigerer Verpackungsalternativen hat sich nicht zuletzt aufgrund der Verschärfung der nationalen und europäischen Verpackungsvorschriften, der Einführung der Plastiksteuer in verschiedenen EU-Ländern sowie verstärkter Nachfrage durch Abnehmer deutlich verbessert. Packmitteltyp, Erscheinungsbild und die Handhabung (Abfüllung, Palettierung und Transport) nachhaltiger Verpackungsalternativen bleiben dabei erhalten. 

 

Wir sind bestrebt, den Recyclinganteil an Verpackungen stetig zu erhöhen. Bei den Kategorien mit niedriger Recyclingquote stehen regulatorische oder technische Hindernisse einer Erhöhung entgegen. Dies adressieren wir im Austausch mit Vertretern der Packmitteltechnik innerhalb des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) sowie mit Kunden. Folgende Recyclingquoten pro Kategorie können wir ausweisen:

 

Im Bereich der starren Großgebinde arbeiten wir produkt-, prozess- und kundenabhängig mit unterschiedlichen Vorgehensweisen daran, die Recyclingquote zu erhöhen. Dazu zählen die Wiederverwendung von gewaschenen IBCs (Intermediate Bulk Container; Recyclingquote: 100 Prozent) sowie rebottelten IBCs mit neuer Kunststoffinnenblase, wiederverwendetem Stahlkäfig und Palette (Recyclingquote: 70 Prozent bis 80 Prozent). In anderen Bereichen verwenden wir IBCs mit einer Kunststoffinnenblase aus rund 40 Prozent recyceltem Material, genannt PCR (Post-Consumer-Rezyklat), das zu einer Recyclingquote von 60 Prozent bis 65 Prozent führt. Seit 2022 setzen erste Pilotstandorte in Deutschland PCR IBCs bereits bei Nicht-Gefahrgütern in der Abfüllung ein. Diese Aktivität haben wir im Berichtsjahr auf weitere Standorte und Gebinde ausgeweitet. Der Plan ist, dies auch zukünftig lokal, national und global auszurollen. Seit Oktober 2023 haben wir ebenfalls im Bereich der Gefahrgüter PCR IBCs sowie 220 Liter Kunststofffässer im Einsatz. Der Plan ist, dies weiter lokal, national und global auszurollen. Darüber hinaus reduzieren wir mit dem verstärkten Einsatz wiederverwendbarer Ladungssicherungssysteme wie beispielsweise dem DrumGuard-System den Verbrauch von Wickel-Stretch-Folien und verringern damit Plastikmüll bei unseren Kunden. 

 

 

Downstream 

 

Evonik bietet über den Verlauf der Produktnutzung und am Ende der Produktlebenszeit Lösungen an, die zirkuläres Wirtschaften von Kunden und Konsumenten unterstützen. So erhöhen unsere Additive die Haltbarkeit der Produkte unserer Kunden und tragen damit zur Ressourcenschonung bei. Außerdem verbessern die Additive mechanische und chemische Recyclingprozesse sowie Rezyklate. Im Bereich des mechanischen Recyclings stellt Evonik ein umfassendes Portfolio von Additiven bereit, mit denen wir unsere Partner unterstützen, Effizienz und Qualität ihrer zirkulären Prozesse und Produkte zu optimieren. Eine lange Lebensdauer und gute Nutzbarkeit von Produkten sorgen dafür, dass der Einsatz primärer Ressourcen und Abfälle reduziert wird. So schützen beispielsweise unsere Additive für den Bautenschutz die Stabilität und Ästhetik von Betonstrukturen vor Wetter- und Umwelteinflüssen.  

 

Mit unseren Tensiden lassen sich unter anderem Druckfarben von Altkunststoffen schneller abwaschen und Farbrückstände im rezyklierten Kunststoff verringern. Zudem verbleibt nach dem Waschen auf dem Kunststoff weniger Wasser, sodass Zeit und Energie beim Trocknungsprozess eingespart werden können. Unsere Additive minimieren auch den Geruch und verbessern die Verarbeitung und die mechanischen Produkteigenschaften von Rezyklaten. Im Ergebnis lassen sich so höhere Mengen an sekundären Materialien mit verbesserten Rezyklatqualitäten erzielen. Zudem arbeiten wir in einem Konsortium gemeinsam mit BMW und weiteren Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette an dem Ziel, einen hohen Anteil an Rezyklaten für Komponenten von Pkws und damit die Zirkularität im Automobilbereich zu ermöglichen. 

 

Im Jahr 2023 hat Evonik ihre Zusammenarbeit mit Wildplastic – einem Start-up, das in Ländern mit unzureichendem Abfallmanagementsystem durch faire Bezahlung das Einsammeln von Kunststoffabfall aus der Natur fördert – fortgesetzt. Recycelte Kunststoffe kommen beispielsweise als hochwertige Müllsäcke oder Versandtaschen wieder zum Einsatz. Neben dem Bereitstellen von Additiven für den Wasch- und Verarbeitungsprozess bieten wir Wildplastic ein umfassendes Netzwerk und unterstützen damit gleichzeitig den Aufbau von Arbeitsplätzen in den betreffenden Ländern.  

 

Mit unseren Technologien und Produkten ermöglichen wir, Altreifen am Ende des Lebenszyklus wieder in hochwertige Anwendungen zu rezyklieren und damit eine Verbrennung zu vermeiden. Unsere Partner ersetzen in Straßenasphalt fossiles Bitumen durch Reifengranulat und tragen somit zu einer Verringerung des ökologischen Fußabdrucks bei. Neben geringerem Verkehrslärm (Flüsterasphalt) und niedrigerem Benzinverbrauch der Autos ist der Straßenbelag damit deutlich langlebiger, recyclingfähig und der Wartungsbedarf geringer. 

 

Das chemische Recycling bietet einen Lösungsansatz für Abfallströme, die sich mechanisch nicht ökoeffizient oder technisch recyceln lassen. Dies betrifft beispielsweise gemischte, stark verschmutzte oder gefärbte thermoplastische Kunststoffe oder Duroplaste, die nicht aufgeschmolzen werden können. Evonik stellt ihren Partnern dazu Additive, Absorbenzien, Katalysatoren und Prozess-Know-how zur Verfügung. Damit ermöglichen wir das chemische Recycling von Kunststoffresten, die sonst verbrannt oder deponiert würden. 

 

So tragen wir bei stark gemischten oder verschmutzten Kunststoffströmen dazu bei, die Herstellung von Pyrolyseölen zu ermöglichen. Hierbei werden Kunststoffströme bei hoher Temperatur unter Luftausschluss in ein Pyrolyseöl umgewandelt, das als Ersatz für fossiles Naphtha im Cracker eingesetzt werden kann, um so Grundbausteine für die Polymersynthese bereitzustellen. Die Technologie befindet sich aktuell noch im Pilotmaßstab. Um dazu beizutragen, den ökologischen und ökonomischen Anforderungen auch im Großmaßstab zu genügen, haben wir unser Angebot im Bereich von Produkten zur Herstellung von Pyrolyseölen ausgebaut. Hierbei liefert Evonik Absorbenzien und Katalysatoren zur Abtrennung von Kontaminationen und zur Aufreinigung sowie Additive, die eine Verarbeitung der Pyrolyseöle bei niedrigen Temperaturen ermöglichen. Mit unseren SiYPro™-Additiven helfen wir unseren Partnern, die Weiterverarbeitung im Cracker robuster und sicherer zu machen. Eine weitere Möglichkeit, um auch sehr stark verunreinigte oder gemischte Kunststoffströme im Kreislauf zu halten, bietet die Herstellung von Synthesegas, wofür wir ebenfalls Aufreinigungstechnologien wie Absorbenzien bereitstellen. 

 

Auch bei PET-Verpackungen und gefärbten PET-Kunststoffen, die für das mechanische Recycling ungeeignet sind, sorgen unsere Alkoholat-Katalysatoren und Prozesstechnologien dafür, dass diese am Ende des Lebenszyklus einem Recycling zugeführt werden können. Wir gehen davon aus, dass in Zukunft die Alkoholate eine wichtige Rolle beim chemischen Recycling von PET-Kunststoffen einnehmen werden. Hier baut Evonik das globale Geschäft mit Alkoholaten durch eine neue Anlage in Singapur aus. Darüber hinaus werden zukünftig auch andere Materialklassen von Bedeutung sein. So hat Evonik Prozesse für das chemische Recycling entwickelt, mit denen beispielsweise aus Polyurethanen die Grundbausteine zurückgewonnen und für die Herstellung neuer Polyurethane verwendet werden können. Evonik liefert Know-how bei Katalysatoren und Prozesstechnik, während die Partnerschaft mit REMONDIS die Versorgung mit zirkulärem Rohstoff sichert und Expertise für die Rückführungslogistik nach der Nutzungsphase einbringt. 

 

Da Circular Economy über Recyclingansätze hinausgeht und auch die Produktions- und Nutzungsphase von Produkten beinhaltet, kommen Technologien von Evonik auch beim Design for Recycling bzw. Design for Circularity zum Einsatz. So ermöglicht beispielsweise das Heißsiegelbindemittel (DEGALAN®), dass Verpackungsmaterialien wie Joghurtbecher aus nur einem Material hergestellt und damit rezykliert werden können. Andere Beispiele sind ein 3D-gedruckter Monomaterial-Konzeptautositz oder die Monomaterialzahnbürste: Dabei ersetzt Polyamid 12 bisherige Materialmischungen, wodurch ein kosteneffizientes und ökologisches mechanisches Recycling leicht möglich ist. Das Konzept soll andere Produktdesigner inspirieren, die Materialvielfalt möglichst zu reduzieren. Neue Geschäftsmodelle wie beispielsweise Leasingmodelle können solche Konzepte auch in preissensitiveren Märkten ermöglichen. Den technischen Ansatz komplettieren wir bei Evonik mit dem Einsatz biobasierter Produkte, die insbesondere für unsere Division Nutrition & Care von Bedeutung sind. Als eine wichtige Technologieplattform sind hier unsere Biotenside zu nennen, die für verschiedene Produktpaletten eine zunehmend relevante Rohstoffbasis darstellen. Für Produkte und Inhaltsstoffe, die aufgrund ihrer Beschaffenheit oder Anwendung schwierig bis gar nicht gesammelt und einer Wiederverwertung zugeführt werden können, bedarf es einer alternativen Lösung für Zirkularität. Diese bietet Evonik beispielsweise mit Biotensiden, die vollständig auf nachwachsenden Rohstoffen basieren. So werden unsere Rhamnolipide in Kosmetikartikeln oder Haushaltsreinigern eingesetzt. Die biologischen Produkte auf Zuckerbasis sind mild, hoch effizient und zudem vollständig biologisch abbaubar. Damit werden diese am Ende der Nutzungsphase wieder Teil des biologischen Kreislaufs. 

 

CIRCULAR ECONOMY: ENGAGEMENTS 2023 

 

Evonik ist Mitglied der European Circular Plastics Alliance. Diese EU-Initiative hat das Ziel, ab 2025 jährlich 10 Millionen Tonnen Kunststoffrezyklat in den europäischen Markt einzubringen. Zudem haben wir unser Engagement bei Plastics Europe in Deutschland und Europa sowie dem europäischen Chemieverband Cefic ausgebaut, die alle Zirkularität fördern. Wir sind zudem Mitglied bei Circular Economy for Flexible Packaging, einer Initiative, die zirkuläre Lösungen für flexible Verpackungen entlang der Wertschöpfungskette vorantreibt. Außerdem unterstützen wir die Initiative „Circular Valley“ der WupperTalBeWegung e.V., die Start-ups im Bereich zirkulärer Lösungen mit der Industrie verbindet. Zudem bietet diese Vertretern der Industrie, Wissenschaft, Politik und Kultur eine Plattform für den konstruktiven Dialog, um die Transformation hin zu einer Circular Economy zu fördern. 

 

Circular Economy lebt von Netzwerken und Partnerschaften. Rahmenwerke für ein gemeinsames Verständnis der Aktivitäten sind daher essenziell. Als Mitglied des WBCSD engagieren wir uns weiterhin in Arbeitsgruppen, die sich mit der Normierung und Bewertung von Zirkularität sowohl in der chemischen Industrie als auch entlang der Wertschöpfungskette beschäftigen.  

 

Evonik beteiligt sich am Forschungsprojekt Carbon2Chem. Ziel dieses Projekts ist, Abgase von Stahlwerken in Chemieprodukte wie Ammoniak für Stickstoffdünger oder in das Vorprodukt Methanol umzuwandeln. Wir sind Partner des EU-Verbundprojekts ReProSolar zum vollständigen Recycling von Fotovoltaikmodulen. In diesem Rahmen werden erstmals alle Bestandteile von Altmodulen vollständig rückgewonnen. So können der verarbeitenden Industrie unter anderem reines Silizium, Silber und Glas zurückgegeben werden. 

 

Im Projekt „Circular Economy – Innovationsmotor für die Wirtschaft (CEWI)“ arbeitet Evonik zusammen mit Vertretern aus Unternehmen, Politik und anderen Gruppen an Modellen zur Altautoverwertung in geschlossenen Kreisläufen.  

 

Wir setzen uns zusammen mit Unternehmen der Kunststoffwertschöpfungskette in Nordrhein-Westfalen für ein Projekt ein, das den Aufbau einer Netzwerkplattform sowie einer Pilotfabrik zur praktischen Erforschung von Recyclingtechnologien bis zur Marktreife zum Ziel hat. 

Mit ihrem Einkaufsvolumen hat Evonik einen nennenswerten Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft. Durch enge Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten wollen wir sowohl Menschenrechtsverletzungen als auch Umweltverstöße in der Lieferkette vermeiden. Wir arbeiten daran, einer mangelnden Transparenz bzw. unzureichenden Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette entgegenzuwirken.

Durch die sorgfältige Auswahl von Lieferanten sichern bzw. erhöhen wir nicht nur deren eigene Nachhaltigkeitsstandards, sondern auch die Qualität der gesamten Wertschöpfungskette.

 

 

HOHE NACHHALTIGKEITSSTANDARDS IN DER LIEFERKETTE

 

Dabei fokussieren wir uns auf die Qualifizierung und Bewertung von Lieferanten. Bei Lieferanten von einzelnen kritischen Rohstoffen unterziehen wir diese einer gesonderten Betrachtung. Unter „kritischen Rohstoffen“ verstehen wir alle Rohstoffe, die mit einem potenziellen Liefer- oder Reputationsrisiko verbunden sein können. Dazu zählen beispielsweise Konfliktmineralien sowie nachwachsende Rohstoffe. Für diese „kritischen Rohstoffe“ haben wir spezielle Beschaffungsstrategien etabliert.

 

 

EINKAUFSVOLUMEN IN 2023

 

Von unseren rund 34.000 Lieferanten bezogen wir im Jahr 2023 Rohstoffe, Handelswaren, technische Güter und Dienstleistungen sowie Energien und sonstige Betriebsmittel im Wert von 11,3 Milliarden € (Vorjahr: 13,6 Milliarden €). Davon wurden rund 75 Prozent lokal beschafft (Vorjahr: 76 Prozent). Der Anteil von Rohstoffen und Handelswaren am gesamten Einkaufsvolumen betrug 47 Prozent (Vorjahr: 53 Prozent). Davon entfielen auf petrochemische Rohstoffe rund 3,4 Milliarden €, was einem Anteil von 65 Prozent der Rohstoffbasis entspricht.

 

 

LIEFERKETTENMANAGEMENT

 

Mit unserer effizienten Einkaufsorganisation sichern wir langfristig die Versorgung mit notwendigen Rohstoffen und generieren gleichzeitig Wettbewerbsvorteile für unsere operativen Geschäfte.

 

 

 

TFS-INITIATIVE

 

Die Vereinheitlichung globaler Standards in der Lieferkette schafft Transparenz und erleichtert es Lieferanten wie Kunden, Nachhaltigkeitsleistungen zuverlässig einschätzen und beurteilen zu können. Dazu hat die chemische Industrie 2011 die Initiative TfS gegründet, zu deren sechs Gründungsmitgliedern Evonik zählt.

 

 

 

ROHSTOFFE

 

Wir beziehen wegen unseres umfangreichen Produktportfolios eine Vielzahl unterschiedlicher Rohstoffe. Für Rohstoffe, deren Verfügbarkeit essenziell für unsere Produktionsprozesse ist, haben wir strategische Beschaffungskonzepte und Managementsysteme implementiert.

 

 

 

MASSENBILANZANSATZ 

 

Bei der Massenbilanz werden fossile und erneuerbare oder zirkuläre Rohstoffe in bestehenden Systemen und Produktionsprozessen gemischt. Der Anteil der nachwachsenden Rohstoffe wird dann mathematisch bestimmten Produkten zugeordnet und von einer neutralen Instanz zertifiziert und die Verwendung von erneuerbaren oder zirkulären Rohstoffen über alle Produktionsstufen hinweg überprüft. 

 

 

 

TRANSPORTSICHERHEIT UND LOGISTIK

 

Der sichere Transport von Gütern ist für uns sehr wichtig. Bei der Auswahl von Logistikdienstleistern für Transporte nutzen wir einen einheitlichen Prozess. Außerdem überprüfen wir regelmäßig ihre Leistung. 

 

 

In vielen Fällen beruhen unsere Produkte auf dem Einsatz hochentwickelter Prozesse und Technologien, die wir kontinuierlich weiter verbessern. An zahlreichen Standorten verfügt Evonik über eine rückwärtsintegrierte Produktion, bei der wichtige Vorprodukte in angrenzenden Produktionsanlagen selbst hergestellt werden. Der Vorteil für unsere Kunden liegt in der hohen Versorgungssicherheit.

 

Effiziente Produktionsanlagen und eine gut gefüllte Innovationspipeline sind von entscheidender Bedeutung für das Geschäftsmodell von Evonik. Kontinuierliche Optimierungen in beiden Bereichen sehen wir deshalb als selbstverständlich an. Für unsere Produktion entwickeln und nutzen wir in vielen Fällen eigene Herstellungsverfahren mit führender Technologieposition.

 

Unsere größten Produktionsstandorte in Antwerpen (Belgien), Marl (Deutschland), Mobile (Alabama, USA), Rheinfelden (Deutschland), Schanghai (China), Singapur und Wesseling (Deutschland) beheimaten integrierte Technologieplattformen, die für mehrere Einheiten produzieren. Das Ergebnis sind wertvolle Skaleneffekte und eine höchstmögliche Verwertung von Stoffströmen, indem anfallende Nebenprodukte aus einer Produktionslinie als Rohstoff für eine andere eingesetzt werden.

 

Kontinuierliche Prozessoptimierung hat für Evonik von jeher eine hohe Bedeutung. Über die Expertise verfügen wir wir insbesondere in unserer Verfahrenstechnik sowie durch das Team von SEEC (Simplification, Excellence, Empowerment und Cooperation) vor. In SEEC haben wir Prozess- und Technologie-Experten aus unterschiedlichen Unternehmenseinheiten und mit umfassendem Know-how zusammengezogen. Flankiert wird SEEC durch das betriebliche Vorschlagswesen.

Für Evonik sind Schlüsseltechnologien wie Biotechnologie und Nanotechnologie unverzichtbar, um Lösungen für die drängenden Herausforderungen der Zukunft zu finden. Diese Technologien können maßgeblich dazu beitragen, nachwachsende Rohstoffe und Ressourcen effizienter zu nutzen.


Produkte auf Basis dieser Technologien werden sich nur dann dauerhaft durchsetzen, wenn die Gesellschaft sie akzeptiert. Evonik verpflichtet sich zu einem verantwortungsvollen Einsatz von Biotechnologie und Nanotechnologie im Dialog mit der Gesellschaft. Entsprechende Produkte und Verfahren vermarktet beziehungsweise nutzt der Konzern nur, wenn die Sicherheit und Umweltverträglichkeit nach dem jeweils aktuellen Stand der Wissenschaft und Technik gewährleistet sind. Für den Einsatz und die Erforschung neuer Technologien setzt sich der Konzern strenge Grenzen, die sich aus ethischen Wertvorstellungen und insbesondere dem Respekt vor dem Leben und der Würde des Menschen ergeben.

Den verantwortungsvollen Umgang mit Nanotechnologie und Biotechnologie hat Evonik daher in jeweils eigenen Leitfäden beschrieben.

 

NANOTECHNOLOGIE

 

Für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit von Evonik spielen Forschung & Entwicklung eine wesentliche Rolle. Die Nanotechnologie betrachten wir wegen ihrer generellen Bedeutung für vielfältige Produktionsprozesse und Produkte sowie aufgrund der breiten Anwendungsmöglichkeit in der Chemie als eine Schlüsseltechnologie mit hoher wirtschaftlicher Relevanz.

 

 

BIOTECHNOLOGIE

 

Verantwortungsvoller Einsatz der Biotechnologie zur Verbesserung des Lebens, Tag für Tag.

 

 

 

Evonik trägt für die Sicherheit und die Qualität seiner Produkte über den gesamten Lebensweg sowie für den Schutz von Menschen und Umwelt eine hohe Verantwortung. Um die Sicherheit unserer Produkte bewerten zu können, benötigen wir toxikologische und ökotoxikologische Daten. Bisher sind für bestimmte Fragestellungen Tierstudien oftmals die einzige Möglichkeit, entsprechende Daten verlässlich gewinnen zu könnenIn einer Reihe von Ländern schreibt der Gesetzgeber die Durchführung von Tierstudien zur Ermittlung von Daten für chemische Stoffe vor.


Evonik lässt entsprechende Tierstudien ausschließlich von zertifizierten Prüfinstituten gemäß nationalen und internationalen gesetzlichen Vorschriften durchführen. Hierzu werden renommierte Prüfinstitute ausgewählt und auditiert. Zusätzlich verpflichten wir die Testinstitute über unsere Rahmenverträge zur Einhaltung höchster Qualitäts- und Tierschutzstandards.

 

BEAUFTRAGTER FÜR TIERSCHUTZ

Um der hohen Verantwortung für Tierschutz gerecht zu werden, hat Evonik einen Beauftragten für Tierschutz etabliert. Dieser verfügt über eine naturwissenschaftliche Ausbildung, sichtet u.a. die im Konzern erhobenen relevanten Kennzahlen zu Tierstudien und nutzt ein Forum, um sich mit den Product Stewardship-Funktionen über Fortschritte der Entwicklung und regulatorischer Akzeptanz von Alternativmethoden auszutauschen. Darüber hinaus wird die Auditierung von Prüfinstituten (z.B. Rahmenvertragspartner) koordiniert.

 

TIERSTUDIEN VERMEIDEN

Ziel ist es, die Zahl von Versuchstieren möglichst zu reduzieren bzw. Tierstudien in Zukunft ganz vermeiden zu können. Um Tierstudien zu vermeiden, greift Evonik auf bereits publizierte Daten zurück und nutzt Alternativmethoden und -ansätze, die unter dem Begriff „New Approach Methodologies“ (NAMs) zusammengefasst werden. Darüber hinaus werden mit anderen Herstellern gemeinsame Untersuchungen des gleichen Stoffs durchgeführt.

Evonik fördert aktiv die Entwicklung von Alternativmethoden zu Tierstudien. Das Unternehmen ist beispielsweise Mitglied in der EPAA (European Partnership for Alternative Approaches to Animal Testing) und unterstützt die SET (Stiftung zur Förderung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zur Einschränkung von Tierversuchen) Stiftung. Darüber hinaus arbeitet Evonik über die Mitgliedschaft in ECETOC (European Centre of Ecotoxicology and Toxicology of Chemicals) und Cefic-LRI (Long Research Initiative) an ökotoxikologischen und toxikologischen Fragestellungen und methodischen Entwicklungen zur Risikobewertung von Chemikalien mit.

 

Evonik handelt klar nach dem 3R-Konzept*: Reduce – Refine – Replace = Vermindern – Verbessern – Ersetzen.

Evonik hat sich eine eigene Tierschutz-Leitlinie gegeben.

* Quelle: Russell, W.M.S. and Burch, R.L., The Principles of Humane Experimental Technique. Methuen, London, 1959. Reprinted by UFAW, 1992: 8 Hamilton Close, South Mimms, Potters Bar, Herts EN6 3QD England. ISBN 0 900767 78 2

Wir setzen uns mit den Auswirkungen der eigenen Geschäftstätigkeit intensiv auseinander. Dazu messen und bewerten wir regelmäßig die direkten und indirekten Auswirkungen unserer Geschäftstätigkeit unter ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten als Ergänzung etablierter Analyseansätze.

 

Wir versprechen uns davon, in der Zukunft liegende Chancen- und Risikopotenziale frühzeitig zu erkennen, die Resilienz unseres Geschäftsmodells zu stärken und das Verständnis langfristiger gesellschaftlicher Wertbeiträge unserer Geschäftstätigkeit zu erhöhen.

Die Wirkungsanalyse (Impact Valuation) erlaubt uns Rückschlüsse auf

 

  • die Größenordnung der ökologischen, sozialen und makroökonomischen Auswirkungen unserer Unternehmenstätigkeit
  • den gesamtgesellschaftlichen Nutzen von Evonik
  • maßgebliche Hebel zur Verringerung unerwünschter und Maximierung gewünschter Auswirkungen entlang unserer Wertschöpfungskette.

 

Grundlage der Wirkungsanalyse ist ein Input-Output-Outcome-Impact (IOOI) Model, das den Ressourceneinsatz und die messbaren Ergebnisse einer Unternehmensaktivität berücksichtigt. Die daraus abgeleiteten Wirkungen werden entlang der Wertschöpfungskette gemessen und bewertet.

 

MONETARISIERUNG

 

Unser Anspruch ist, Einzelindikatoren wie Mitarbeiterweiterbildung, Beschäftigungseffekte oder globale Erwärmung zu monetarisieren und auf diese Weise vergleichbar zu machen. Die Ausgangsannahmen dafür sind überwiegend öffentlich verfügbar. Sie beruhen auf den Erkenntnissen namhafter Wirtschafts-, Umwelt- und Sozialforschungsinstitute.

An vielen Stellen ist unsere Geschäftstätigkeit mit ökologischen Belastungen verbunden. Negative  Auswirkungen verzeichnen wir insbesondere bei den Treibhausgasemissionen und beim Wasserverbrauch entlang der Lieferkette. Dem stehen ausgeprägte positive makroökonomische Effekte entlang der Lieferkette und in der eigenen Produktion gegenüber. Evonik bietet eine Reihe von Produkten an, die in ihren Anwendungen – im Vergleich zu konventionellen Alternativen – einen positiven ökologischen und sozialen Beitrag leisten.

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